In unserem Studium haben wir wahrscheinlich alle gelegentlich Misserfolge und Scheitern erlebt. Vielleicht war die Hausarbeit ein Reinfall, vielleicht eine Präsentation vergeigt. Da fragt man sich schnell: „Gehöre ich hier überhaupt her? Ist dieses Studium das richtige für mich?“

Solche Fragen sind nicht einfach zu beantworten – wir wollen an dieser Stelle kurz darüber sprechen, welche Auswirkungen Misserfolg auf uns hat. Wir wollen aber auch diskutieren, wie wir uns besser damit auseinandersetzen und gesunde Antworten auf diese Fragen finden können.

Im Projekt PLUSTRACK wollen wir erfolgreiches Studieren fördern – damit meinen wir nicht nur, Erfolge einzufahren, sondern auch besser mit Misserfolgen umzugehen. Ein theoretischer Ansatz für einen besseren Umgang sind sogenannte “Wise Interventions”, die wir hier kurz einführen wollen.

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Weise Interventionen

In Ihrem Übersichtsartikel stellen Walton und Wilson (2018) die Theorie von “weisen Interventionen” (engl. wise interventions) vor. Mit dem Begriff “weise” ist nicht Belesenheit oder Alter gemeint, sondern der einsichtsvolle Umgang mit Situationen. Wir versuchen also, eine Situation nicht nur einfach hinzunehmen, sondern uns Gedanken zur Ursache und Bedeutung zu machen: warum ist die Situation so eingetreten? Und was bedeutet das für mich? Wird die Situation in dieser Form noch mal eintreten, oder kann ich etwas daran verändern?

Ein Beispiel wäre Misserfolg in einer Prüfungssituation: Der Gedankengang “das ist wieder typisch für mich, ich glaube, ich bin für das Studium einfach nicht gemacht” ist eine ungute (maladaptive) Ursachenzuschreibung. Aus der einen, spezifischen Situation wird ein Gesamtbild über die eigene Person gemalt, die plötzlich auf alle möglichen Situationen generalisiert wird (“typisch für mich”). Bevor solche Zuschreibungen überhandnehmen, wollen weise Interventionen gezielt neue Interpretationen anstoßen, und somit positivere Zusammenhänge schaffen.

Weise studieren – aber wie?

Aber wie soll das geschehen? Die Theorie der Wise Interventions bedient sich klassischer sozialpsychologischer Theorien, um Problemstellungen zu analysieren. Es werden die betroffenen psychologischen Bedürfnisse zu erkundet und dann konkrete Übungen vorgeschlagen. Diese Übungen sollen dazu dienen, Ursachen- und Bedeutungszuschreibungen so zu verändern, dass sie persönliches Wachstum fördern können.

Im Beispiel von Misserfolgen in Prüfungen können verschiedene Einsichten den Ausgang zukünftiger Prüfungen verbessern: zum Beispiel, dass Prüfungsleistungen spezifisch sind, und eine Note nicht die andere bedingen muss. Eigener Aufwand und Interesse kann eine große Rolle spielen. Ob es Talent gibt oder nicht: darüber lässt sich streiten, aber kein Talent der Welt wird ohne Übung oder Training zu Erfolgen führen.

In den nächsten Tagen und Wochen werden wir in mehreren Artikeln den gesunden Umgang mit Misserfolgen und anderen Fallstricken besprechen. Im Seminar “Wise Interventions” im Bachelorstudium Psychologie haben die Teilnehmer:innen tolle Blogartikel zum Thema verfasst, die wir euch nicht vorenthalten wollen!

Es werden konkrete Situationen und Fallbeispiele berichtet, anhand derer dann ein weiser Umgang erklärt wird.

Stay tuned –

euer Team von PLUSTRACK