Gemeinsam zum Studienerfolgm

Soziale Zugehörigkeit und Fähigkeitsselbstkonzept - Prädiktoren für Studienerfolg?

Foto von Vasily Koloda (Unsplash)

Die anhaltende Pandemiesituation stellt sowohl Studierende als auch Lehrende auch weiterhin für große Herausforderungen. Besonders Studentinnen und Studenten werden von den sich stetig ändernden Rahmenbedingungen – sei es der Wechsel zwischen Präsenz-, Online- und Hybridlehre oder den damit einhergehenden unterschiedlichen Prüfungsleistungen – auf die Probe gestellt. Die Corona-Pandemie stellt somit eine Herausforderung und in mancher Hinsicht auch eine Bedrohung für den Studienfortschritt der Studierenden dar. Besonders zu Anfang der Pandemie, im Sommersemester 2020, war ein reibungsloses Fortführen des Studiums für viele Studentinnen und Studenten nicht sicher. 

Unsere Forschungsfragen

War es möglich bei dem unerwarteten und manchmal auch holprigen Umstieg auf Online-Lehre alle Lehrveranstaltungen vollständig zu absolvieren und somit auch genügend ECTS zu sammeln?

Unter anderem mit dieser Frage hat sich unsere erste große Studierenden-Umfrage im Rahmen des PLUSTRACK – Projekts beschäftigt. Wir haben österreichweit über 800 Studierende zu ihren Einschätzungen hinsichtlich des Studiums im ersten „Corona-Semester“ befragt. Welche Aspekte und Mechanismen sind bei Studentinnen und Studenten wichtig, um auch in dieser herausfordernden Zeit ausreichend ECTS zu absolvieren, um den Studienfortschritt sicherzustellen? Wir haben hierbei drei Maße herangezogen: (1) wie viele ECTS die Studierenden planten im Sommersemester 2020 zu absolvieren, (2) wie viele ECTS sie davon als „sicher“ zu absolvieren einschätzten und (3) viele ECTS sie im Schnitt in der Vergangenheit pro Semester absolvierten.

In unseren Auswertungen kristallisierten sich für diese Kriterien zwei wesentliche Prädiktoren heraus

  1. Fähigkeitsselbstkonzept (FSK)
    Unter FSK wird die Einschätzung verstanden, inwieweit Studentinnen und Studenten sich für geeignet halten, ein Studium erfolgreich zu absolvieren. Das FSK von Studierenden war positiv mit allen ECTS-Maßen assoziiert. War dieses Konzept stärker ausgeprägt gingen damit auch eine höhere Anzahl an geplanten, als sicher eingeschätzten und durchschnittlichen ECTS-Anzahl einher. 
  2. soziale Zugehörigkeit
    Als zweiter wichtiger Prädiktor für alle ECTS-Maße zeigte sich die soziale Zugehörigkeit der Studierenden. Unter diesem Konzept wird verstanden, inwiefern sich Studentinnen und Studenten zugehörig zur Gruppe der Studierenden fühlen. Dies wird u.a. damit erfasset, ob Studierende bereits Freundschaften zu anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen geknüpft haben. Fühlten sich Studierenden sozial eingebunden führte dies zu einer höheren Anzahl an geplanten, sicheren und durchschnittlich absolvierten ECTS.

      Dieser Effekt für beide psychologischen Konstrukte blieb auch dann signifikant, wenn wir auf Einflüsse des Studiengangs sowie der Universität kontrollierten. Somit können wir annehmen, dass das Fähigkeitsselbstkonzept sowie die soziale Zugehörigkeit eine wichtige Rolle für die meisten Studierenden spielen. Ein besonderes Ziel von PLUSTRACK ist es, genau auf diese beiden Aspekte mit Interventionen einzuwirken und somit zur Verbesserung der Studienaktivität beizutragen.

      Mit unseren Beratungsformaten haben wir hier bereits ein passendes Angebot geschaffen. Am Fähigkeitsselbstkonzept können wir mit Studierenden im Coaching effektiv arbeiten und bei der sozialen Zugehörigkeit kann in unserem breit aufgestellten Mentoring-Projekt angesetzt werden. Welche Rolle die soziale Zugehörigkeit für verschiedene Studierenden Gruppen in der Pandemie spielt, wird von uns gerade in einem Artikel aufgearbeitet. Hier zeigt sich, dass das Gefühl von sozialer Zugehörigkeit, vor allem für Studierende mit besonderen Herausforderungen im Studium (z.B. Studierende deren Eltern keinen universitären Abschluss besitzen) (Möller et al., in prep) wichtig ist.

      Aussicht

      Mit der aktuellen Entwicklung der pandemischen Lage scheint es ganz so, als ob die Herausforderungen durch COVID-19 für Studierenden noch nicht vorbei sind. Es wird also auch zukünftig wichtig sein, ein positives Selbstbild und guten Kontakt zu Kommilitoninnen und Kommilitonen zu pflegen.